In vielen Gesprächen mit unseren Mitgliedern und Gästen erfahren wir sehr viel Lob über unsere Grüns. Was allerdings für ein immenser Aufwand dahinter steckt, um dieses Topergebnis zu erzielen, wissen die wenigsten. Stephan Schlierf klärt auf.

Grünsarbeit bedeutet volle Aufmerksamkeit an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr. Täglich nehmen wir den Zustand der Grüns in Augenschein, analysieren ihn und reagieren bei Bedarf auf die aktuelle Herausforderung.

Bei geschlossener Schneedecke im Winter werden die Grüns punktuell vom Schnee befreit, um zu erkennen, ob und wann die gesamte Grünfläche schneefrei sein muss, um die Oberfläche möglichst trocken zu bekommen. Insbesondere kurz vor den Tauphasen besteht hohe Schneeschimmelgefahr, so dass rechtzeitig der Rasen vom Schnee freigefräst und im Anschluss per Hand freigeschaufelt werden muss. Nicht selten bekommen wir dabei Besuch von freiwilligen Helfern mit ihren eigenen Schneeschaufeln, was uns immer wieder begeistert.

Solange die tatsächlich gemessene Bodentemperatur (bitte nicht mit der theoretischen Lufttemperatur auf Ihrer Wetter-App verwechseln) nicht konstant höher als ca. 7-8 Grad Celsius ist, darf das Grün von niemanden (auch nicht von den Greenkeepern) betreten werden, sonst nimmt es nachhaltig und langfristig Schaden durch Trittverletzungen, die zu Eintrittspforten für Krankheiten und letztendlich zu Kahlstellen führen. Temperaturschwankungen im Herbst und im Frühjahr führen daher im Spielbetrieb zu den Wechseln zwischen Sommer- und Wintergrüns.

Um die „fairen“ Fahnenpositionen für handicap-relevante Turniere zu schonen, werden in der frühen Jahreszeit bewusst „unfaire“ Stellen für die Fahnen gesteckt. Auch die Abschlagsmarkierungen befinden sich während dieser Zeit in einer Schonstellung.

Mit dem einsetzenden Wachstum im Frühjahr werden die Grüns täglich mechanisch gepflegt (mähen, bügeln bzw. walzen, Tau abziehen, düngen, (hand)wässern, säen, leichtes Besanden bzw. Topdressing, aerifizieren, vertikutieren, Umstecken der Fahnenposition, etc).

Ein bis zweimal im Jahr ist eine umfangreiche Pflegemaßnahme mit Bodenaustausch der Grüns notwendig. Dabei wird das Grün so stark bearbeitet, dass es während des Pflegevorgangs unbespielbar ist. Um Ihnen diese Maßnahme in seiner Komplexität erklären zu können, hat mein Freund und Greenkeepingspezialist Florian Münzberger die letzte Maßnahme in Hohenpähl begleitet und mit einem Video dokumentiert:

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Die größte Herausforderung bei der Grünsarbeit ist die Aufrechterhaltung der Vitalität und der Gesundheit der Grüns. Der extreme mechanische (Tritte, Pitchmarken, Mähen, etc.) und witterungsbedingte Stress des Rasens, sowie die Tatsache, dass der Halm mit 3 bis 4 mm extrem kurz ist, stellen dabei die größten Gegner dar. Eine schwache Pflanze erleichtert die Ausbreitung von unzähligen Pilzkrankheiten, die sich explosionsartig in der nächtlichen Feuchtigkeit entwickeln können.

Das Prognostizieren von einem möglichen Krankheitsdruck und das vorzeitige Reagieren stellt die höchste Herausforderung an unser Fachwissen und unsere Erfahrung als Greenkeeper dar. Bei neuen, bisher unbekannten Infektionen kann es auch vorkommen, dass ich mich mit diversen Experten aus der Golfbranche austausche, um schnellstmöglich auf z. B. mutierte Pilzerreger reagieren zu können.

Jetzt haben Sie einen kleinen Eindruck davon, womit jeder unserer Arbeitstage beginnt: Mit der Zustandsanalyse der Grüns, um die täglichen Pflegearbeiten flexibel anpassen zu können. In Phasen langanhaltender Hitze und Trockenheit kann es zusätzlich den ganzen Tag über zu kurzzeitigen Bewässerungsvorgängen (entweder durch punktuelle Handbewässerung oder ganzflächig mit der Beregnungsanlage) kommen, um die Rasenoberfläche abzukühlen.

Bitte helfen Sie weiterhin tatkräftig mit, den Rasen durch Zurücklegen der Divots und das Ausbessern der Pitchmarken zu reparieren. Ich freue mich über die großartige Beteiligung bei unserer Aktion GOLDEN GREEN und ich bin gespannt, welche Grüns wir jeden Monat küren dürfen.

Ihr Stephan Schlierf mit dem gesamten Team

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Alexander von Bülow (Vorstand Jugend) und Stephan Schlierf (Headgreenkeeper)